Es mag einst notwendig gewesen sein, sich von Weiblichem abzugrenzen, Ellenbogen auszufahren und kratzbürstig zu sein um die einseitige Behaglichkeit patriarchalischer Verhältnisse aufzubrechen. Wie uns Frau Merkel täglich vor Augen führt zum Teil auch heute noch ein Erfolgsmodell - dabei besteht die Schnittmenge zwischen ihr und mir einzig im Geschlecht. Die Problematik liegt darin, dass auf zu vielfältigen Kanälen kommuniziert wird es gäbe nichts zwischen Angela und dem überschminkten Kätzchenklischee. Mit freundlicher Unterstützung von aliceschwarzer.de.

Während besagter Journalist, Leo Wieland, nonchalant einen scheinbar politischen Text auf die Objektsqualität der Protagonistinnen beschränkt, von der Leyen als Mutteridol zwischen Rednerpulten flaniert und Herdprämien wieder an Konjunktur gewinnen brauchen wir Feminismus, schon allein fürs Herz. Es gibt ihn, diesen neuen Feminismus, der sowohl der Verbitterung einer Emma-Redakteurin als auch der Banalität mancher Post-Gender-Thesen etwas entgegenzusetzen hat. Der eine neue Weiblichkeit prägen könnte, die stellenweise bereits gelebt aber noch zu selten mit den Anliegen der Gleichberechtigung verknüpft wird. Die Vorstellung, dass Frauen sich in Kleider zwängten und Lippenstift auflegten, um mit signalfarben untermaltem Augenaufschlag Ziele anzuvisieren, ist längst überkommen. Ebenso ihre Alternative größtmöglicher Unweiblichkeit. Es gibt tausend Wege, sich als Frau mit Mode zu beschäftigen, ohne sich dabei in die Untiefen des Instyle-Niveaus zu begeben. Oder Lippenstift zu tragen. Es fehlt nicht an grauen Grabenkämpfen, sondern an Respekt vor der Subjektivität. Und an Mut zu kommunizieren, dass noch nicht alles gut ist.
Für neue Einflüsse, Ideen und Hintergründe hierzu will ich (nochmals) eine Veranstaltung ans Herz legen:
Am 30. Oktober findet in der Berliner Kalkscheune das Barcamp Frauen statt. Der Eintritt ist frei, Vorschläge zu Workshops und Diskussionen sowie Themenwünsche können ab sofort auf der offiziellen Seite zum Barcamp eingebracht werden. Ganz im Sinne des zeitgemäßen Diskurses ist auch männliche Präsenz herzlichst erwünscht.
[Bild: Justin Waldron via itsnicethat.com]