Montag, 29. Juni 2009

cappuccino

die letzten drei Tage sind einfach so dahingeflossen, zäh wie Kaugummi.
Unibibliothek, von morgens bis abends, brüten über Paragraphen und Fallbüchern, die Luft ist drückend, meine Haut nach einer halben Stunde klebrig. Normen, Ausnahmen, Prüfungsschemata müssen in meinen Kopf und Routine in meine Finger, habe ich doch nur zwei Stunden Zeit in der Klausur.
Dabei geht Tag für Tag einfach so vorbei in der schwülen Hitze, es läuft nicht schlecht, aber mein Hirn läuft heiß, und das schon allein durch die extremen Witterungsverhältnisse.
Ich trinke alle ein, zwei Stunden Cappucino vom Italiener nebenan - Wachsamkeit, Denkpause und Motivationskick in einem, mein kleines magisches Milchschaummonster. Und dabei hab ich mich in den letzten Tagen gefragt, wie lange es her sein mag, dass man noch unaufgefordert ein Glas Wasser dazu bekam. Und einen Keks, der besser schmeckt als jeder andere Keks der Welt, wenn man ihn vor dem Verzehr in Milchschaum baden lässt. Am allerbesten noch mit Kakaokrümeln oben auf der Schaumkrone.
Zurück zu den Büchern, eine weitere Stunde vergeht, und noch eine. Wie im Flug, aber doch nicht, wie ein in die Länge gezogener Kaugummifaden vielleicht. Und während ich mir überlege, wie genau die Stunden nun vergehen, was ja auch völlig egal ist, denn sie tun es sowieso, bleibt die Frage zurück: wo ist der Keks, eigentlich?

Freitag, 26. Juni 2009

exzellent daneben

Ich hatte es ja befürchtet, aber es ist nie angenehm, durchzufallen. Zivilrecht - 3 Punkte. Nun werde ich wohl gezwungenermaßen in der nächsten Woche meine Gedanken um die Scheinnoten kreisen lassen, damit ich den Schein überhaupt kriege im Bürgerlichen Recht.
Was für ein Tag, überhaupt. Er fängt gut an mit Kaffee, Neon lesen in der Vorlesung (da ich es nicht ertragen habe, die Klausurbesprechung in voller Länge über mich ergehen zu lassen) und dann: durchgefallen. So schnell kann das gehn. An der Exzellenz-Universität Heidelberg wird einem eben beigebracht, was das Einser-Abi wert ist, damit ist man nämlich noch lange nicht exzellent. Der Herr Professor gibt sich dementsprechend herablassend-genervt auf die Frage nach den Remonstrationsfristen. Aber warum nicht die Klausur nochmal einreichen - habe ich doch nichts zu verlieren, außerdem bin ich mit der Korrektur alles andere als einverstanden. Aber nun gut, die nächste wird besser, abgehakt.
Gleichzeitig ist mir aber auch bewusst, dass nicht jeder eine solche Klausur so einfach abhaken kann, denn Selbstzweifel sind gemeine nagende Tiere. Sie fressen sich ins Herz und lähmen den Verstand, völlig gleichgültig, ob man irgendwann mal gedacht hat, dass man das mit dem Jurastudium schon irgendwie schafft, gegen diese Plage muss schweres Geschütz aufgefahren werden. Wer kann schon von sich behaupten, unerschütterlich an sich selbst zu glauben? Ich kann zumindest von mir sagen, dass ich mich von einer versägten Klausur noch nicht aus der Bahn werfen lasse und weiß aber auch, dass das nicht selbstverständlich ist.
In einer zweistündigen Klausur bekommen wir einen Sachverhalt von einer DINA4-Seite vorgelegt, von einer Komplexität die im 2. Semester Ihresgleichen sucht. Das ist Heidelberg, Danke an die Exzellenz-Initiative. Ich möchte hierbei nicht falsch verstanden werden, ich habe keine Zweifel an meiner Intelligenz und habe grundsätzlich nichts gegen einen hohen fachlichen Anspruch.
Unter einer exzellenten Hochschulausbildung verstehe ich jedoch nicht nur inhaltliche Anforderungen sondern vor allem eine angemessene Vorbereitung der Studenten auf die zu bewältigenden Herausforderungen. Dazu wären zum Beispiel Seminare mit geringer Teilnehmerzahl und die Ausbildung durch Professoren förderlich, die nicht nur einen exzellenten Ruf sondern auch ein offenes Ohr für die Studenten haben und ihre Vorlesungen nicht als lästige Pflicht sondern mit dem Elan angehen, ihr Wissen weitergeben zu wollen.
Würde man einen Studenten in Oxford fragen, was er von geisteswissenschaftlichen Seminaren in der Größenordnung von 50-70 Teilnehmern, wie sie in Heidelberg Gang und Gäbe sind, hält - er oder sie würde nicht glauben, dass das bei uns Uni-Alltag ist. Denn die "University of Heidelberg" hat im Ausland eine hervorragende Reputation, die der Realität an vielen Stellen nicht gerecht wird.
Mittlerweile ist unser Rektor weiter dabei, unsere Hochschule zu verwirtschaften. Das Projekt "Deregulierte Hochschule" hat heute in Form der feierlichen Eröffnung von lustigen roten Buchstaben auf dem Uniplatz mal wieder Gestalt angenommen. Zusammengesetzt ergeben die Buchstaben die Worte "Dem lebendigen Geist" - was auch sonst. Einer meiner Mitstreiter meinte dazu:"Über der Tür der Neuen Uni waren die Worte mal ein Anspruch an die Universität, das hier ist nurnoch Marketing." - wie Recht er damit hat. Die roten Buchstaben parodieren vielmehr den lebendigen Geist, der lange vor Herrn Eitel an der Uni Heidelberg wohl einmal geherrscht haben muss. Heute hingegen wird eben dieser Geist in hierarchische Strukturen gepresst, Herr Eitel hat in ungezählten Aussagen (eine davon:"in meiner fünfköpfigen Familie darf auch nicht jeder mitreden") mehr als deutlich gemacht, was er von studentischer Mitbestimmung hält. Weiterhin bekämpft der Rektor gezielt die freie Bildung und Lehre in dem er private Unternehmen einlädt, sich an unserer staatlichen Hochschule zu engagieren und sich von MLP, Freudenberg und Konsorten hübsch renovierte Gebäude finanzieren lässt - zugunsten des lebendigen Geistes, versteht sich. Tatsache ist jedoch, dass dies zwar äußerlich dem Ruf der Uni nützt, inhaltlich verändert sich jedoch nichts; die Lehrbedingungen sind weder seit Einführung der Studiengebühren noch seit dem verstärkten Engagement einzelner Unternehmen maßgeblich verbessert worden. Und sollte das Sponsoring durch die Wirtschaft tatsächlich Forschung und Lehre dienen, dann nur in den Bereichen, die für die einzelnen Unternehmen interessant sind - unter freier Bildung verstehe ich etwas anderes.
Zudem ist es insgesamt bedenklich, dass der Finanzdienstleister MLP, dessen erklärte Zielgruppe junge Akademiker sind, unter dem Deckmantel des Rektorats an einer staatlichen Hochschule Kundenakquise betreibt.
Bei der Eröffnung waren wir natürlich dabei und haben Flyer verteilt, die unsere Ablehnung der "Deregulierten Hochschule" begründen. Wir waren vor Ort, um unseren Forderungen erneut Ausdruck zu verleihen, da der Rektor sich weiter dem offenen Diskurs verweigert.
Dazu eine kleine Begebenheit am Rande: Nach den Festreden der anwesenden wichtigen Menschen kamen wir mit einer Unternehmerin von Freudenberg ins Gespräch, die sowohl unsere Ansichten als auch den Protest zunächst, wie zu erwarten, missbilligte, aber trotzdem zu einem offenen Gespräch bereit war und sich interessiert gegenüber den vorgetragenen Argumenten zeigte. Insgesamt hatte sie sich ganz offensichtlich noch nie mit dem Standpunkt der Studierenden zu Eitels Lieblingspropagandaprojekt beschäftigt. Und ja, sie musste eingestehen, dass wirtschaftliches Engagement an der Hochschule auch seine Schattenseiten hat. Wir waren da, im Dialog mit den Anwesenden, einzig der Rektor würdigte uns keines Blickes (abgesehen von einem abfälligen Kommentar durchs Mikrofon). Die Möglichkeit des Dialogs besteht, nach wie vor, wir suchen ihn. Aber wir suchen ihn fernab von hierarchischen Strukturen, in denen wir schon zu oft untergegangen sind.

Donnerstag, 25. Juni 2009

sommertagstraum

guten Tag, arbeitende Bevölkerung und guten Morgen, liebe Kommilitonen. Wahrscheinlich stimmt das so nicht mehr. Also guten Tag allerseits, guten Morgen Eva.
Der Tag heute hätte ohne Klausur im Öffentlichen Recht großes Potential, zum schönsten seit langem zu werden. Es ist warm, fühlt sich nach Sommer an, ich habe gerade gemütlich mit Zeitung, Kaffee und Müsli auf dem Balkon gefrühstückt. So, wie das eben sein sollte.
Bevor ich mich ein letztes Mal vor der ultimativen Deadline meinen Karteikarten und sonstigen Lernzetteln widme, blogge ich zwischendurch meine aktuellen Hirn- und Herzströme, die um völlig andere universitäre Belange als meine Scheinnoten kreisen. Und bedaure ziemlich, das ich gerade jetzt nicht mehr Zeit für mein neues Medium aufbringen kann - es gibt so vieles, über das es sich lohnt zu schreiben. Sobald die Klausuren vorbei sind, stelle ich schonmal jetzt ein Dossier über den neuen Feminusmus im Web in Aussicht - ohne Alice Schwarzer, und mit frischen Ideen - oder kommen wir doch nicht ohne sie aus? Außerdem weitere Hintergründe und Aktuelles zum Bildungsstreik.
Genießt die Sonne und einen schönen Tag.

Dienstag, 23. Juni 2009

ein kurzes update

hier nur eine Kurz-Info: ab heute wird jeden Tag um 18:00 eine Mahnwache vor der Alten Uni abgehalten, um die Leute weiter wachzurütteln und dem Rektorat zu zeigen, dass wir nicht schweigen werden oder gar uns still und reumütig in die Universitäts-Hierarchie einordnen lassen. Die Proteste gehen weiter.
Es bewegt sich, noch immer, und ich wäre viel lieber draußen, vorne dabei als vor dem Schreibtisch. Ein grauer Tag, erstickt in Büchern und Karteikarten. Aber wie war das gleich? Wir lernen, um es hinterer besser zu machen als die, die heute den lebendigen Geist mit Polizeigewalt ersticken, die Hochschule an Unternehmen verkaufen und die Studenten zu karrierewütigen Ellenbogen-Menschen statt zu Freidenkern erziehen.
Meine Mutter hat irgendwann mal, halb im Scherz zu mir gesagt: "An der Gesellschaft Spitzen nun einmal Juristen sitzen."
Sollte das so sein, dann wollen wir dort sitzen und einen besseren Job machen als diejenigen, deren Nabel der Welt ihre eigene Nasenspitze ist.
Man sieht, der Bildungsstreik hat Spuren hinterlassen - das ist gut.
Währenddessen sitze ich auf der Couch und trinke Kaffee, vorfreudig auf den Sommer, der nächste Woche Freitag auch für mich endlich so richtig anfängt, nach der letzten Klausur. Womit wir wieder beim Schreibtisch wären... ich wünsche meinen Kommilitonen und dem Rest der Welt trotz Arbeitsamkeit einen angenehmen Tag.
Und Heidelberg: Ich hoffe bis heute Abend auf dem Uniplatz!

Sonntag, 21. Juni 2009

dem lebendigen geist

gestern morgen wurde gegen 7 Uhr morgens die Alte Uni geräumt - das Ende der viertägigen Besetzung. Die Polizei wusste den toten Punkt zur frühen Stunde zu nutzen, 102 Personalien wurden aufgenommen, 102 Anzeigen wegen Hausfriedensbruch.
Der Räumungsbeschluss wurde bereits am Freitagabend durch das Rektorat, vertreten durch Prorektor Roth, unterzeichnet - die Taktik dahinter ist klar. Rektor Eitel hat einen einfachen Weg gefunden, sich aus einem Dialog mit den Studenten herauszuwinden, indem er den friedlichen Protest kriminalisiert. In seinen Augen stellt sich die Situation wie folgt dar: Die Besetzer sind zu weit gegangen, haben sich selbst die Möglichkeit eines Dialogs mit der Universitätsleitung verbaut, indem sie widerrechtlich in die altehrwürdigen Räume der Alten Universität eindrangen. Auf der offiziellen Homepage der Uni Heidelberg wird nun propagiert, dass die Möglichkeiten des Dialogs mit den Besetzern erschöpft gewesen seien und daher die polizeiliche Räumung als ultima ratio stattfinden musste. Eitel hätte mehrfach Gespräche mit den Besetzern geführt und versucht, die Diskussion aufrecht zu erhalten. Im weiteren Verlauf hätte Prorektor Roth am Freitagabend ein Positionspapier des Rektorats verlesen, in dessen Zentrum das Bemühen um einen kontinuierlichen Dialog mit den Studenten stand. Im Übrigen sei die Besetzung "mit den Prinzipien und dem Geist der Universität Heidelberg" nicht vereinbar.
Im Senatssaal der Alten Uni tagten am Freitagnacht mehrere hundert Besetzer in stundenlanger Plenumsarbeit über das weitere Vorgehen. Die Ziele waren - sind - weiterhin eindeutig: wir wollen mehr studentische Mitbestimmung an unserer Hochschule, den Ausstieg aus dem Projekt "Deregulierte Hochschule", in dessen Rahmen sich einzelne Unternehmen mit Unterstützung der Universitätsleitung Macht und Mitbestimmung an unserer staatlichen Universität wider die freie Bildung ergaunern und wir fordern die Humanisierung der Bachelor-Master-Studiengänge. Wir kämpfen für nichts geringeres als den Lebendigen Geist, für genau das Leitbild, welches sich unsere Uni auf die Fahnen geschrieben hat.
Es muss an dieser Stelle klargestellt werden: der Rektor persönlich hat lediglich ein Gespräch am Mittwochabend mit den Besetzern geführt; dieses ist ergebnislos verlaufen, da Eitel zu keinerlei Zugeständnissen bereit war. Des Weiteren war das sogenannte Positionspapier des Rektorats nichts als eine Farce, man wollte die Studenten in ein unbedeutendes Gremium einbinden, eine Art "Think-Tank", welches Mitbestimmung lediglich vorgaukeln sollte, denn: nicht anders ist es zu erklären, dass Prorektor Roth nicht bereit war, sich über die genauen Kompetenzen eines solchen Gremiums zu äußern. Die Vermutung ist insofern mehr als naheliegend, dass Eitel nie vorhatte, diesem universitären Organ jemals eine Form von Relevanz zukommen zu lassen; die klare Forderung der Besetzer war deshalb, die Sitzverteilung im Senat zu ändern und den Studenten 11 Sitze statt bisher nur 4 zukommen zu lassen. Auf diese Forderung sowie auf die meisten anderen ist das Rektorat jedoch in keiner Weise eingegangen, es liegt also auf der Hand, an welcher Stelle es an Dialogbereitschaft mangelte.
Mir ist unverständlich, in welcher Form die Besetzung gegen die ehrbaren Prinzipien unserer Universität verstoßen konnte. Der Protest verlief friedlich, im Senatssaal wurde konstruktiv über neue Ideen und Möglichkeiten diskutiert und insgesamt betrachtet war der lebendige Geist für mich nie so gegenwärtig wie dort in der besetzten Alten Uni.
Im Gegensatz dazu zeugt es nicht von einem lebendigen Geist des Rektors, in den Protesten einzig wegen des begangenen Hausfriedensbruchs einen Widerspruch zum "Geist der Universität" zu sehen. Genauso erscheint leider auch die Fachschaft Jura als eine Versammlung von Kleingeistern, welche nicht bereit waren, die überfälligen Forderungen der Demonstranten zu unterstützen und die Besetzung wegen ihrer Rechtswidrigkeit verurteilten (es ist wohl eher traurig als bemerkenswert, dass Juristen diesen Gesetzesverstoß erkannt haben).
Gestern Abend betrauerten wir den Tod der Demokratie an unserer Universität und hielten spontan eine Mahnwache vor der Alten Uni ab, wo wir Kerzen und Blumen niederlegten.
Solidarisiert euch und stellt eure Kerzen dazu, für den lebendigen Geist!

Apropos: wer Lust hat, kann sich gerne meine Stellungnahme an die Fachschaft Jura im Gästebuch unter www.juhei.de durchlesen

Im selben Lichte ist wohl auch der Brief von Prorektor Pfeiffer, eines weiteren Hardliners der Universität, an die Dekane zu lesen:
Von: Pfeiffer, Thomas
Gesendet:* Donnerstag, 18. Juni 2009 13:27
An: [...]
Betreff: AW: Causa: Bildungsstreik

Spectabiles,

liebe, sehr geehrte Damen und Herren Kollegen,

wie Herr Kollege Kruse, dem ich sehr herzlich danke, bin ich der Überzeugung, dass wir der rechtswidrigen Besetzung des Rektorats jeden Anschein einer durch die Studierenden dieser Universität in der Breite unterstützten oder gar legitimierten Aktion nehmen sollten.

Die Fachschaft Medizin hat sich bereits distanziert. Weitere Fachschaften werden derzeit um eine Stellungnahme ersucht.

Es wäre daher in hohem Maße wünschenswert, wenn es gelänge, von möglichst vielen Fachschaften dieser Universität ein Zeichen der Distanzierung oder Missbilligung zu erlangen. Das Rektorat möchte Sie sehr herzlich bitten, den Versuch zu unternehmen, dies bei anderen Fachschaften ebenfalls zu erreichen.

Bitte geben Sie dieser Sache im Interesse der Universität und eines offenen Diskurses eine höchstmögliche Dringlichkeit.

Bitte senden Sie etwaige Stellungnahmen an
[...]

Es grüßt mit herzlichem Dank

Ihr

Thomas Pfeiffer

Quelle: http://www.fachschaftskonferenz.de/aktuelles/fachschafts-stellungnahmen/bitte-des-rektorats-um-stellungnahme.html

Donnerstag, 18. Juni 2009

und es bewegt sich doch

gestern, bundesweite Bildungsstreik-Demonstrationen. Ich bin nach wie vor beeindruckt, dass die gelben T-Shirts tatsächlich die Massen mobilisiert haben - und das nicht nur in Berlin und Hamburg, sondern auch hier im behäbigen Süden. Und damit nicht genug: Hier in Heidelberg ist seit nun mehr als 24 Stunden das Rektorat unserer Universität besetzt, es finden zahllose "Alternative Lehrveranstaltungen" statt, der Bildungsstreik ist ganz plötzlich in aller Munde und es macht mich glücklich, dass der bis vorgestern noch vereinzelte, naiv wirkende Protest beginnt, Form anzunehmen.
Das Rektorat ist besetzt - und ich bin sicher, dass ein Großteil der Heidelberger Studenten diese Aktion unterstützt, schließlich ist Rektor Bernhard Eitel bereits in der Vergangenheit durch herablassende Äußerungen bezüglich einzelner Aktionen von Studenten, die sich für eine Verbesserung der Studienbedingungen einsetzten, mehr als negativ aufgefallen. So kommentierte er die Besetzung des Romanischen Seminars im Mai diesen Jahres mit der Aussage, dass er auch noch "andere Problemchen" habe; im Hinblick auf die - berechtigte und überfällige - Forderung nach mehr Demokratie an der Hochschule verwies er auf gescheiterte Demokratisierungsprozesse im postkolonialen Afrika.
Der Rektor scheint seine unkooperative und verachtungswürdige Linie beibehalten zu wollen:
statt mit den Studenten in Dialog zu treten, zieht Eitel es vor, in einer inoffiziellen Krisensitzung mit den Dekanen der Universität zu verkünden, das Rektorat wenn nötig mit Gewalt und allen rechtlichen Konsequenzen räumen zu lassen. Weiter versucht er die Demonstranten durch willkürlich instrumentalisierte Stellungnahmen zu spalten, auf der Homepage der Uni Heidelberg lässt er beispielsweise folgendes Statement veröffentlichen: „Ich möchte Ihnen im Namen der Fachschaft Medizin Heidelberg mitteilen, dass wir uns nach eingehender Diskussion dazu entschieden haben, den Bildungsstreik nicht zu unterstützen. Wir gehen durchaus mit den Zielen des Bildungsstreiks konform, sind aber mit den gegenwärtigen Aktionen und wie sie praktiziert werden nicht einverstanden.“ Dabei geht die Tatsache leicht unter, dass diese Äußerung einer dürftig besuchten Feiertagssitzung am vergangenen Donnerstag entstammt, und somit einiges an Aktualität entbehrt.
Auf Bundesebene empörte mich vor allem die Äußerung von Annette Schavan, die Forderungen der Demonstranten seien teilweise "gestrig": meiner Ansicht nach ist es viel eher gestrig, das Bachelor-Master-System weiterhin ausschließlich als positive Innovation zu betrachten - schließlich werden hier keine Wissenschaftler und Freidenker mehr ausgebildet, sondern man züchtet privatwirtschaftliches Humankapital indem man den Studenten durch zu enge Lehrpläne und einen massiv erhöhten Leistungsdruck die Möglichkeit raubt, über den vielgepriesenen Tellerrand zu blicken.
Ich bin weit davon entfernt, dem laufenden Streik gänzlich unkritisch gegenüberzustehen und doch sprechen die Ereignisse der vergangenen zwei Tage eine andere Sprache. So langsam passiert, was ich bisher vermisst habe: es wird gefordert und zwar an den richtigen Stellen.
An dieser Stelle äußere ich die Hoffnung, dass auch die vereinzelten Schüler, die den Bildungsstreik bisher nur nutzten um blau zu machen und blau zu sein, nun auch anfangen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
Ich blicke gespannt auf die kommenden Ereignisse, denn: es bewegt sich doch, hier in Heidelberg und hier in der Bundesrepublik.

bildungsstreik2009-hd.de

indymedia.org

Dienstag, 16. Juni 2009

es ist streik in heidelberg, und keiner geht hin.

350 Leute müssen gestern morgen in der Vorlesung ein trauriges Bild abgegeben haben. Ich hörte gerade, wie jeden Montagmorgen, Öffentliches Recht bei Professor Kirchhof, als ein Dutzend krakeelende Studenten in gelben T-Shirts in den Hörsaal stürmten.
Es ist Bildungsstreik in Heidelberg, und das nicht ohne Grund. Schließlich krankt unser freies Bildungssystem, Studiengebühren verwehren jungen Talenten aus weniger wohlhabendem Hause die Teilhabe an vielen staatlichen Hochschulen in Deutschland und der wachsende Karrieredruck hindert die Studenten mehr und mehr daran, selbstbestimmt zu leben und sich zu bilden.
Trotzdem steht keiner von uns angehenden Juristen auf, als wir durchs Mikro und mit lautem Geschrei aufgefordert werden, vor der Uni für unsere Bildung zu kämpfen. Die Leute da unten im sonnengelben Streik-Outfit sehen nicht aus wie Revolutionäre sondern eher wie ein etwas verlorener Haufen während ich mich frage, wie wir wohl aussehen mögen. Irendwie geben wahrscheinlich beide Seiten ein lahmes Bild ab, unten am Pult die verwirrten Demonstranten vor einem Saal voll träger Juristen. Ich frage mich, wo ich lieber stände und wie ich auf einmal auf die Seite der sich duckenden Karrieristen gelangen konnte. Jetzt bloß nicht auffallen, aufstehen und mit den gelben T-Shirts den Saal verlassen ist nicht drin. Stehen wir uns jetzt hier gegenüber, Karrierekampf gegen Solidarität mit den streikenden Kommilitonen?
Ich stecke fest in meiner Bank und starre wechselnd den Prof, die Demonstranten und meine Mitstudierenden an.
Warum bin ich bisher nicht auf die Idee gekommen, ordentlich mitzumischen und mich zu engagieren?
Eigentlich will ich gerade gar nicht gehen, sondern finde die Vorlesung - heutiges Thema: Artikel 14 Grundgesetz, Eigentumsfreiheit - hochinteressant. Das ist keine Ausrede für meine Trägheit, denn gleichzeitig kotzt es mich an, inmitten dieser konservativen Ellenbogen-Karrieristen einfach nicht aufzufallen.
Ich finde neue Ideen wichtig und Ideale wie die der freien Bildung und Solidarität unterschreibe ich ohne zu zögern. Und doch stehe ich nicht vor der Uni und esse zusammen mit den Demonstranten Vollkornkekse, denn das ist mir alles irgendwie zu niedlich. Hier in Heidelberg wird gestreikt, aber es geht kaum jemand hin.
Kaum jemand geht hin, weil hier keine Inhalte vermittelt werden, es wird nicht gefordert sondern gegrillt, gegessen und gefeiert. Das zumindest ist das Bild, welches von der eben begonnenen Bildungsstreik-Woche bei vielen Kommilitonen zurückbleibt. Das sanfte Spektakel in Gelb wirkt ein bisschen gemütlich und naiv.
Eigentlich sollten wir alle unser Recht auf Bildung einfordern, und Studiengebühren gehören zugunsten einer gleichberechtigten Teilhabe an der Hochschulbildung ersatzlos gestrichen. Nur habe ich die Befürchtung, dass wir dabei mit Vollkornkeksen vor der Uni nicht weiterkommen. Mehr Inhalt muss her, mehr Kundgebungen, mehr Forderungen und mehr Dialog.
Seit Wochen werden von den wenigen Demonstranten fleißig gelbe Flyer verteilt - nur leider ohne Inhalt. "Bildungsstreik jetzt" oder "17. Juni Wiederstand - Bildungsstreik im ganzen Land", das wirkt ganz nett und ein bisschen leer.
Am morgigen 17. Juni werde ich auch mal zur Demo gehen und hoffen, dass sich dort etwas bewegt und Idealismus mit Inhalten verknüpft wird. Denn das Anliegen ist ernst und ohne greifbare Forderungen wird uns keiner hören im Kultusministerium.

Sonntag, 7. Juni 2009

neues zuhause

Ich komme gerade vom gemeinsamen Essen mit Freunden beim leckeren Italiener gegenüber. Und freue mich, wie schön ich es hier habe. Vor ca. einem dreiviertel Jahr bin ich nach Heidelberg gezogen, raus in die Welt, die Uni ruft. Die Welt findet für mich nun gerade 170 Kilometer vom alten Zuhause entfernt statt, neues Leben und neuer Alltag.
Ich wollte was erleben, als ich von zu Hause wegging, eine neue Stadt erobern und so bald es geht mich dort heimisch fühlen. Nun lebe ich hier, studiere Jura, bewege mich in vertrauter Umgebung und entdecke trotzdem weiter neue Lieblingsplätze.
Unter meinen Lieblingsjuristen scheint jedoch derzeit eine mehr oder weniger hartnäckige Anti-Stimmung zu grassieren. Heidelberg, so konservativ, so klein, so arrogant, so touristisch. Und das Juristische Seminar - ein Graus, ranzig, bis oben voll mit Spießern, Ellenbogen-Karrieristen und miesen Gerüchten. Ich meine, ich liebe große Städte, in denen immer ein bisschen Abenteuer in der Luft liegt, Städte mit einem hochglänzenden und einem hässlichen Gesicht. Und trotzdem liebe ich mein Heidelberg, weil Abenteuer eben das sind, was ich daraus mache.
Und ich wollte mal fragen, Leute, haben wir`s nicht schön hier? Jeden Morgen fahren wir mit dem Fahrrad zur Uni, bewegen uns in maximal 15 Minuten durch die Innenstadt von A nach B. Wir treffen uns, wie heute, abends zum Essen, oder zum Trinken, Reden, Kaffee, Lernen, wie auch immer.
Es war ein schöner Abend heute, einer an dem ich mich mal wieder gefreut hab, euch alle zu kennen, auch ihr tragt zu meinem neuen Zuhause-Gefühl bei. Aber eine Großstadt muss es sein, Berlin, München, Hamburg, Brunsbüttel,... achso ja. Ist ja eigentlich egal, nur eben nicht Heidelberg.
Jedes juristische Seminar in ganz Deutschland wird spätestens nach zwei Hausarbeiten "ranzig" und dass die Mehrheit der Jurastudenten Karrieresäue sind, das ist nicht nur in Heidelberg so.
Ansonsten ist Heidelberg nicht unbedingt eine Hochburg linker Revolutionäre, aber eben doch kein Kaff im Schwarzwald, es gibt also durchaus die ein oder anderen Freigeister.
Was ich aber eigentlich sagen wollte: genießt, was ihr habt, wo ihr seid und zwar hier, jetzt. Was auch immer der ein oder andere von euch vielleicht in einem Jahr Zuhause nennen wird, wir haben jetzt eine tolle Zeit.
Ich genieße in vollen Zügen. Fahre jeden Morgen mit dem Fahrrad über den Neckar und lasse mir von Windböen die Haare zerraufen. Genieße die Sonne auf unserem Balkon, gehe aus dem Haus um über die Brückenstraße zu bummeln oder kaufe mir ein Eis in der tollsten Eisdiele der Stadt um mich damit auf die Neckarwiese zu legen. Um mich herum sitzen hunderte Studenten, trinken Bier, lesen, spielen Volleyball oder quatschen einfach mit Freunden. Heidelberg ist klein, aber nicht zu klein; gut möglich, dass es hier langweilig wird, wenn man mal 30 ist. Aber für Studenten ist Heidelberg ein toller Fleck Welt.
Ich liebe es, Sonntagnachmittage im Café auf dem Neuenheimer Marktplatz an mir vorbeiziehen zu lassen oder nachts auf dem Philosophenweg die Stadt zu überblicken. Ich liebe unsere Nächte im Karlstorbahnhof, wenn ich irgendwann barfuß tanze, weil meine Füße schmerzen und es ohnehin spät genug ist, dass sowas keinen mehr interessiert.
Also, was ist: haben wir es nicht schön hier?

Freitag, 5. Juni 2009

freitag


Guten Abend.
Es fühlt sich nach Wochenende an, seit ich mir vorhin einen Kaffee gemacht und mich mit meinem neuen Buch - Juli Zeh`s "Corpus Delicti" - in die Sonne gesetzt habe. Der Kaffee dampft und duftet hier vor sich hin und ich freue mich des Lebens.
Heute abend werden wir uns bei einer Freundin treffen, das ein oder andere Glas trinken, Leben genießen, einfach so. Noch losziehen gegen später, die Nacht erobern oder irgendwo auf dem Weg dorthin hängenbleiben. Ich will noch nicht an die nächste Woche denken, oder an Sonntag, wo ich nach meinem mehr oder eigentlich weniger ehrgeizigen Lernplan vorhatte, mit der Vorbereitung auf die nächste Klausur zu beginnen. Nein, ich will wirklich nicht an Sonntag denken. Ich will in der Abendsonne lesen und Kaffee trinken, bis sie untergeht. Und vielleicht noch was schönes kochen. Oder so, ich bin ja frei, noch anderthalb Tage lang. Ahhh, da ist es wieder.
Aber wozu ist der Mensch denn in der Lage, ab und zu ein paar Kleinigkeiten zu verdrängen. Und wenn es durch die Sonne noch nicht ganz gelingt, werde ich später mit einem Gläschen Sekt nachhelfen. Ich fühle es prickeln, und das ist die Message des heutigen Tages: Genießen.
Ich wünsche einen angenehmen Freitagabend.

Donnerstag, 4. Juni 2009

alltagsmysterium

Heute habe ich mich mal 10 Minuten mit Europa beschäftigt. Genauer gesagt: Auf der Couch liegend im Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung ein paar virtuelle Kästchen angekreuzt. Stimme zu. Stimme nicht zu. Neutral.
Ich bezeichne mich als politisch interessiert. Als eine, die auch kontroverse Diskussionen über das aktuelle Geschehen und Ähnliches nicht scheut, sondern leidenschaftlich argumentiert. Einige, die mich kennen, würden vielleicht sogar "zu leidenschaftlich" sagen. Politik empfinde ich als etwas Lebendiges, jeder sollte sich dafür interessieren, schließlich wird in den Parlamenten unser Alltag gestaltet. So weit, so gut.
Ich klicke mich also durch den Wahl-O-Mat, und bin erstaunt, wie oft mir nichts einfällt, zu viele Dinge, über die ich keine Ahnung habe, von dem Neutral-Button mache ich ein ums andere Mal Gebrauch. Komisch, was weiß ich eigentlich über Europa? Irgendwie erschreckend, dabei bezeichne ich mich als durchaus politisch gebildet. Soll Europa eine gemeinsame Einwanderungspolitik bekommen? Keine Ahnung. Sollen die Aufnahmekriterien für die Eurozone aufgeweicht werden? Was denn für Kriterien? Ahja. Dergleichen mehr. Unter manchen Fragen kann ich mir zwar etwas vorstellen, habe mir aber noch nie Gedanken darüber gemacht und habe somit keine Meinung. Über andere Punkte, über die man sich offensichtlich im Rahmen der Europawahl im Klaren sein sollte, weiß ich hingegen nicht einmal im Geringsten irgendwas.
Europa finde ich eigentlich gut. Trotzdem habe ich keine Ahnung, in welchem Maße die EU mein Leben gestaltet. Die Geschichte mit den gerade gewachsenen Gurken habe ich zwar längst mitbekommen und natürlich, wie alle, belächelt. Aber sonst? Wie sehen denn die EU-Agrarsubventionen konkret aus und worum geht es genau bei der Frage, ob die EU eine gemeinsame Armee haben sollte? Schon wieder muss ich zugeben: Ich habe nicht die geringste Ahnung.
Nur einige Fragen beantworte ich dankbar aus dem Stehgreif: Mehr Atomkraft, um CO2-Emissionen zu reduzieren? Klares Nein. Sollen illegale Einwanderer direkt wieder abgeschoben werden? Ebenfalls klares Nein. Ich scheine ganz gut zu wissen, in welchen Punkten ich "dagegen" bin. Das reicht mir aber nicht. Dafür bin ich erstmal, in den Wahl-O-Mat eine weitere Frage aufzunehmen: sollte man Europa transparenter machen? Ja! Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Referenden zu Einzelfragen eine solche Transparenz umfassend gewährleisten können, vielleicht ist es jedoch ein Anfang. (Mehr Referenden?! Danke Wahl-O-Mat, eine kleines Info-Kuchenstück auf meiner dürftig aussehenden Platte.)
Warum ist Europa so weit weg? Oder warum sonst weiß ich so wenig? Ich könnte mir jetzt auf die Schulter klopfen, schließlich werde ich wenigstens wählen gehen am Sonntag. Das werden viele nicht tun, eben weil Europa oft als abstraktes Gebilde wahrgenommen wird, zu dem man keinen Zugang findet. Ich will mir aber nicht auf die Schulter klopfen, sondern mehr wissen.

Dienstag, 2. Juni 2009

balkondebatten

es war heiß heute, und ein anstrengender Tag. Einer, an dem man sich besonders freut, ihn möglichst bald und mit möglichst großem vorangegangenen Erfolg ausklingen zu lassen. Also spülen wir schnell, schmeißen dann eine Packung Fertigmaultaschen in die Pfanne um uns schließlich mit dem duftenden Feierabend auf den Balkon zu setzen. Warum auch immer wir uns dann über große Unbekannte, das Irreale zu unterhalten beginnen, fällt mir nicht mehr so genau ein. Achja, doch, Auslöser war der Atheisten-Bus, der durch die Republik tourt und Werbung für Verstand und gegen Gott macht. Ein Bus, der den Menschen bekundet, dass es Gott höchstwahrscheinlich nicht gibt.
Dieser Bus, den ich ja eigentlich im Ansatz ganz gut finde, bringt mich trotzdem zu der These, dass es ganz bestimmt viele Menschen gibt, denen man Ihren Glauben belassen sollte, um ihre Welt nicht kaputt zu machen. Wer möchte einem Sterbenden glaubhaft versichern, dass das Leben nach dem Tod, welches die einzig tröstende Aussicht für diesen Menschen ist, eben höchstwahrscheinlich eine von Menschenhand gemachte Illusion ist, um uns allen das Unfassbare erträglicher zu machen?
Mein Freund findet, dass man einem Sterbenden vielleicht keine Illusionen mehr rauben sollte, dies aber nichts daran ändert, dass es sich um ebensolche handelt. Wir beide stimmen darin überein, dass Glaube und Religion denkfaul machen, Gott eine zu einfache Erklärung ist, eine Flucht vor dem Unerklärlichen. Ich werfe ihm vor, in puncto Sterblichkeit nicht weniger denkfaul zu sein, schließlich würde man sich ohne rettende Ausfluchten selbst nicht gern mit der eigenen Vergänglichkeit beschäftigen. Woraufhin er mir erklärt, dass er sich durchaus über das absolute Ende im Klaren sei. Aha. Ich versuche, mich mit meinem persönlichen Nichts anzufreunden, harter Tobak. Auch wenn ich die Möglichkeit als äußerst gering einschätze, nach dem Hirntod etwas Höheres anzutreffen, es bleibt eine Möglichkeit. Blieb?
Wir fangen an, uns um das Individuum zu drehen. Gibt es eine Seele? Er sagt: wohl eher nicht. Faust sagt: ich will erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich sage: vielleicht, und betone das Vielleicht, gibt es etwas, was die Welt zusammenhält. Möglicherweise auch etwas, was das Individuum im Innersten zusammenhält und jeden Menschen zu seiner Einzigartigkeit verhilft. Der Gedanke ist gut. Oder handelt es sich hier um schlichte Selbstüberschätzung? Allein diese Fragen zu stellen, zeichnet uns aus, als Menschen, finde ich erstmal. Die Vorstellung einer Ameisenseele ist hingegen recht befremdlich. Aber warum sollte eine Ameise keinen immateriellen Kern haben, der sie zu dem macht, was sie ist, der Mensch aber schon?
Diese Überlegungen führen zu der alten Geschichte vom Menschen als Ebenbild Gottes, was ganz Besonderes. Das widerstrebt mir.
Widersprüche am Rand des Erklärbaren. Mein Freund meint, die Diskussion führe zu nichts. Ich gebe ihm Recht, wie sollte sie denn, schließlich geht es um Unfassbarkeiten. Zumindest kommen wir zu keinem Ergebnis, aber es bleibt ein... Gedankenexperiment. Spannend, irgendwie.
Ich drehe eine Zigarette, rauche schnell und denke nach. Genieße den Moment bevor ich nach Drinnen gehe, um mir Erdbeeren zum Nachtisch zu holen.

Montag, 1. Juni 2009

willkommen in evas welt

geschafft. mein blog ist da. da für meine beobachtungen und erlebnisse, an denen ihr nun teilhaben könnt; ich freue mich auf mein neues projekt.

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