Montag, 1. Februar 2010

Endlosschleifchen

Die sibirische Kälte in Begleitung von dichten Schneeflockenwirbeln tastet sich mit scharfer Zunge von Berlin Richtung Süden. Gefrorener Überdruss und grauer Matsch neben eisigen Bürgersteigen, die ich sitzend auf Plastiktüten zu passieren empfehle. Der Sexappeal der Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aus rosigen Wangen und ersten Spuren im Neuschnee erschöpft sich mit andauernder Unwirklichkeit auf den Straßen.

Zu bemitleiden im Angesicht tiefhängender Winterwolken sind die Mädchen der elitären Pi-Phi-Schwesternschaft an der US-Universität Cornell, die in Seidenblusen durch Schneewehen zu stolzieren versuchen - ihren Dresscode hat die Süddeutsche am vergangenen Wochenende abgedruckt. Nachdem das modische Erbe eines Freiherrn zu Guttenberg hier in Diskussionen über Stilurteile brandete, werden am Beispiel der Bleistiftröcke aus Cornell manche Hintergründe selbst- oder fremdverordneter Uniform im Detail spürbarer: es ist die abenteuerliche Mixtur aus ungehemmtem Opportunismus und tradierten Geschlechterverhältnissen, die dem Einheitskleid anhaftet. Die äußerliche Verschmelzung von Frauen mit dem Profil nice and neat, das kultivierte Korsett für nuancenreiche Weiblichkeit, wird meinen Kleiderschrank nicht streifen.

Restlichen Eisbrocken verabreiche ich ansonsten Tee und ein bisschen Nouvelle Vague - Marian in Repeat-Schleife als angemessenes Abendprogramm.

[Bild: Martin Richter // zeit.de]

3 Kommentare:

  1. Wir leben in paradiesischen Zuständen. Nie zuvor in der Geschichte waren die Menschen so gut mit Gütern und Dienstleistungen versorgt wie heute. Die Herausforderung ist: daraus etwas zu machen.

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  2. Ich hab mir gerade erst alle Kommentare um die Stildebatte durchgelesen. Und ich muss sagen, dass ich es einfach nicht verstehen kann, warum BloggerInnen wegen ihrer eigenen Meinung angegriffen werden. Ein privates Blog hat nicht den Anspruch objektiv zu sein oder die Wahrheit so abzubilden, wie sie ist. Wenn man meint, dass Polohemden scheiße sind, dann ist das eben so. Und es ist nichts verwerfliches daran, dass man in seinem eigenen Blog seine Meinung äußert. Und das hat wahrlich nichts mit Arroganz zu tun.
    Im Internet sind wir (oder meinen es zu sein) alle anonym und können den anderen einfach mal beschimpfen oder ihm gehörig die Meinung geigen. Die Hemmschwelle ist de facto nicht mehr da. Schade eigentlich.

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  3. Wer in der Öffentlichkeit - mitunter im Internet - kontroverse Meinungen vertritt und andersdenkende angreift, muß damit rechnen, auf Gegentöne zu treffen. Wer sich der darauf folgenden Diskussion verschließt, muß damit rechnen, als arrogant betitelt zu werden.

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