Dienstag, 4. August 2009

die kinderministerin

Manuela Schwesig ist ihrem Mann hinterhergezogen. Sie habe sich auch in seine Heimatstadt Schwerin verliebt, so zitiert sie der Tagesspiegel in einem Portät. Aber wer ist Manuela Schwesig eigentlich? Die junge Blonde ist auch in ihrer eigenen Partei, der SPD, bisher eher unbekannt, ist sie doch erst seit sechs Jahren Mitglied und hat somit unter anderem auch keine Juso-Vergangenheit vorzuweisen. Nun wird sie von Kanzlerkandidat Steinmeier in dessen Schattenkabinett berufen - auf den Familienposten. Sie lässt ihre blonde Mähne bereits im Wahlkampfwind flattern und muss sich als fünfunddreißigjährige Newcomerin nun dafür rechtfertigen, dass ihr Mann nicht zu ihr gezogen ist.

Aus der persönlichen Perspektive sehe ich das nicht so eng - wie ich aus eigener Erfahrung weiß, gibt es vielfältige Gründe, sich für die Heimat des Mannes zu entscheiden, völlig unabhängig von althergebrachten Geschlechterstereotypen, habe ich doch in vielerlei Hinsicht mein Herz in Heidelberg verloren. Rechtfertigen muss sich Frau Schwesig meiner Ansicht nach vielmehr für ihre Politik.
"Ich bin eure Kinderministerin" erzählt sie den Kleinen als frischgebackene Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns auf einem Straßenfest. Auch auf Bundesebene liegt ihr Fokus auf den Jüngsten der Gesellschaft, sie will sich verstärkt gegen Kinderarmut einsetzen, zu weiteren Themen hat sie bisher nicht Stellung bezogen. Man könnte es sich nun einfach machen und dies mit ihren momentan eigenen Interessenschwerpunkten als junge Mutter erklären, oder abwarten und hoffen, dass noch mehr unter der schönen Schale steckt. Nach Ursula von der Leyen, die sich in der fast vergangenen Legislaturperiode grundsätzlich und ausschließlich um Familienpolitik mit Schwerpunkt Geburtenförderung (ganz im Zeichen des demografischen Wandels) beschäftigt hat, war meine Hoffnung groß, von der SPD einen Gegenvorschlag präsentiert zu bekommen. Ohne die Wichtigkeit fundierter Familienpolitik geringschätzen zu wollen: es ist nach vier Jahren konservativer Hochsteckfrisur an der Zeit, Frauenpolitik zu machen.

Diese Ansicht scheinen jedoch nicht alle zu teilen. Die Welt hält der aufstrebenden Jungministerin zum Beispiel zu Gute, dass sie mehr von Frau von der Leyen hält "als jene Parteifreundinnen, die bis heute die Frauenrhetorik der siebziger Jahre pflegen". Wie bitte, Frauenrhetorik, siebziger Jahre? Die Degradierung der Frauenbewegung zieht sich offensichtlich auch in der heutigen Zeit weiter durch die sogenannten seriösen Medien.

Da hat sie dann mit ihrer Kinderpolitik alle im Sack, die schöne Blonde für die Frauenquote im Kompetenzteam Steinmeier, das kann ja keiner schlecht finden, denn Kinderarmut ist schrecklich und überhaupt ist Kinder fördern immer gut, die bilden ja das Fundament und die Zukunft der Gesellschaft. Auch ich finde Kinder gut und bin gleichzeitig enttäuscht: ich wünsche mir mehr Statements von ihr als Frau - gestandene Mütter haben wir nun zur Genüge kennengelernt - auch wenn in den Sternen steht, ob sie nach der Wahl einen Platz am Kabinettstisch ergattern kann.

Für "FWS" ist die Frauenquote in seinem Team sicher besonders wichtig, kämpft die SPD doch in den letzen Wochen zäh und hartnäckig um ihr längst vergangenes Mitte-Links-Image der Arbeiterklasse. Sicher dachte er, dass mit Manuela Schwesig nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein paar Sympathiepunkte beim Wähler zu machen seien.

Bisher ist sie lediglich jung und schön, der Inhalt hat mich noch nicht umgehauen. Dabei wäre Frauenpolitik in Zeiten, in denen, illustriert von der "Welt" mit ihren abwertenden Zeilen, die Eigenständigkeit von Frauen bemerkenswert beängstigend auf der politischen Agenda in irgendeiner unbedeutenden Fußnote dahindümpelt, ein wichtiges und insofern auch brisantes Thema, dass Frau Schwesig neben den Kleinen auf ihrer Fahne platzieren sollte.

Bild: street art // paris

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