Der dritte Regentag in Folge und die Woche war bisher nicht unbedingt geeignet, Herzen zu erwärmen. Sonntagabend aus Stuttgart zurückgekehrt stehe ich bereits wieder mit einem Bein im Flugzeug nach Berlin. Morgen früh um halb acht, wenn die Welt noch nasser und kälter ist als ohnehin nehme ich den Zug zum Flughafen, mich festhaltend an obligatorischem Takeaway-Cappuccino, immerhin die Vorfreude bleibt.
Währenddessen hat Angela Merkel öffentlich festgestellt was sie schon lange weiß: sonnige Zeiten gab es gestern, heute ist Krise. Zum Frühstück bei grauem, verhangenem Himmel attestiert die FR Merkels Regierungserklärung eine neue Ehrlichkeit. Unverständnis für scheinheilige Wahrheiten bleibt kalt im Nacken kleben während sich eine neue alte Kanzlerin von den Regierungsfraktionen für unvermeidbare Funken an das Wahlvolk gerichteter Ehrlichkeit feiern lässt und der Außenminister ihres Vertrauens weiter mit aufgesetztem Lächeln über internationales Parkett irrlichtert.
Im Hintergrund spielen sich zwielichtige Szenen ab. CDU und FDP wollen die Welt zumindest für deutsche Männer wieder sonniger machen, neue Perspektiven müssen her, zum Beispiel in Erziehungs- und Pflegeberufen. Während Frau Merkel in ihrer Geschlechtsneutralität einen blinden Augapfel hütet, kommen vermeintlich benachteiligte Männer aufs politische Tapet. Da das role model der CDU, Ursula von der Leyen, einige Kinder und Karriere vorzuweisen hat, besteht für Schwarzgelb frauenpolitisch kein Handlungsbedarf. Während Männer nicht dazu ermutigt werden, ihren Erziehungsurlaub zu gleichen Teilen zu nehmen sondern lieber die Kinder und Eltern anderer zu betreuen, lockt von der Leyen weiter zu mehr Gebährfreudigkeit an den Herd. Angela Merkel nennt den eingestaubten Rahmen der Szenerie christliche Koalition der Mitte.
Währenddessen lege ich meine Wege durch die Stadt mit dem Fahrrad weiter im Regen zurück, konsumiere lauwarme Informationen, passiere zwischen Vorlesungen und Kaffeepausen klanglose Sit-Ins in der Uni und wünsche mir manchmal mehr Ideale, an denen ich mich aufwärmen kann.
read more: Charisma Reinhardt - Kolumne zur schwarzgelben Männerpolitik in der FR
rainy days soundtrack: iron&wine - jezebel
Mittwoch, 11. November 2009
3 Kommentare:
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Liebe Eva, du hast einen wahnsinnig kraftvollen, interessanten Ausdruck um den ich dich beneide. Ich lese deine Worte unglaublich gerne, einfach nur der Sprache wegen. Und erfahre dadurch dann auch noch kluge, politische Sichtweisen, die mich zum Nachdenken anregen und mit denen ich mich so oft identifizieren kann. Das soll hier nur mal wieder gesagt sein, weil dieses meinerseitige tonlose Konsumieren mir bei deinen tollen Beiträgen immer irgendwie fast räuberisch erscheint. Mit den liebsten Grüßen ins Regenland, Mercedes
AntwortenLöschenich danke Dir von Herzen, meine Liebe! Ganz wunderbar zu hören, dass das, was mich berührt und in teils nachdenkliche, mal schnelle, kurze, harte, mal rüschchenhafte Worte verpackt wird, auch andere berührt.
AntwortenLöschen"Frau Merkel (...)Geschlechtsneutralität (..) vermeintlich benachteiligte Männer (..)role model der CDU, Ursula von der Leyen, einige Kinder und Karriere vorzuweisen hat, besteht für Schwarzgelb frauenpolitisch kein Handlungsbedarf(...) Gebährfreudigkeit an den Herd. (..) eingestaubten Rahmen der Szenerie christliche Koalition der Mitte."
AntwortenLöschentolle worte für traurige dinge.