Freitag, 18. Dezember 2009
Fummeln auf dem Dancefloor
Auletta // 17.12. // Heidelberg, Karlstorbahnhof
Im Angesicht blondgefärbter Teenkätzchen in Begleitung fummelnder siebzehnjähriger Jungens fühle ich mich zunächst nach Verirrung, ein kaltes Bier hilft, um mich an die Begebenheiten anzupassen. Eine Expedition per Fahrrad durch die späte Dezemberkälte, aber man nimmt ja einiges auf sich für eine musikalische Lieblingsentdeckung des letzten Septembers. Und die nicht ganz so siebzehnjährigen Jungs von Auletta trösten mit Lachsalven bei der Frage, ob die kreischende erste Reihe nicht doch eher den Weihnachtsmann meint. Dabei hätten wir doch etwas verpasst, hätten wir alle zehn Finger bei jedem Konzert stets am eigenen Körper behalten. Kein Wort zu Begeisterungsanfällen, die sich dem Spektrum üblicher Tonlagen nach oben hin entziehen. Alles ist gut, ich kann weitertanzen, wenn auch mit der Feststellung, die postpubertäre Konzertknutschphase unweigerlich überwunden zu haben.
Und nie alt genug zu sein, die Aufforderungen ihres Openers nicht wörtlich zu nehmen. "Schrei und tanz bis du die Erde nicht mehr spürst // scheiß' mal auf heute, auf Sorgen, und morgen sowieso" - überhaupt tragen Text und wunderbar rockende Gitarrigkeit in einer Location mit Blick über den nächtlichen Neckar, in Verbindung mit kaltem Beck's, dem alten Jugendbier, rotzige Retrospektiven eines siebzehnjährigen Lebens in sich. Und ein verdammt gutes Gefühl dabei.
Es ist das fast vergessene Bäume-Ausreißen, das besinnungslose Tanzen in staubigen Indiekellerlöchern, die beseelende Wut auf eine träge und satte Gesellschaft gepaart mit ungetrübter Aufbruchstimmung und naiver Verliebtheit. Nach einer unglaublich kurzen Ewigkeit steige ich die Treppen Richtung Ausgang hinunter, der letzte Schluck Bier schmeckt immernoch schal. Gut, das alles mal aufgefrischt zu haben.
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