Montag, 5. Oktober 2009

artsy monday

noch immer zehre ich von den Eindrücken aus drei Tagen Hamburg. Vergangene Woche, bei meinem Trip zum Reeperbahnfestival, habe ich die Zeit maßgeblich genutzt, um ausgiebig Kaffee zu trinken und abends auf dem Kiez Musik und Atmosphäre zu konsumieren. Während ich mir einen ordentlichen touristy harbour boat trip geschenkt habe, konnte ich mit etwas mehr Zeit einen Ausflug ins Haus der Photographie // Deichtorhallen auf mich wirken lassen. Die derzeitige Veto-Ausstellung mit dem Untertitel Zeitgenössische Positionen in der deutschen Fotografie hinterlässt unweigerlich Spuren; die Denkprozesse des Alltags sind komplex und nicht selten verworren, es fühlt sich also jedes Mal neu und gut an, vor Fotografien und Bildserien zu stehen, dazu gezwungen, sehend zu verarbeiten. Der Pressetext zur Ausstellung bietet zum Einstieg eine gute Zusammenfassung dessen, was es denn zu sehen gibt:

Seit der Erfindung im frühen 19. Jahrhundert gilt die Fotografie als Spiegel der Wirklichkeit. Aber nicht erst mit dem Aufkommen der digitalen Bildbearbeitung und ihren Möglichkeiten der Manipulation wurde dieser Anspruch radikal infrage gestellt. Acht künstlerische Positionen jenseits der Wirklichkeitstreue der Fotografie stellt die Ausstellung „VETO – Zeitgenössische Positionen in der deutschen Fotografie“ vom 4. September bis 15. November 2009 im Haus der Photographie in den Deichtorhallen vor.

[...]


Gemeinsam ist den für VETO ausgewählten fotografischen Positionen, dass sie offen angelegt sind, mit multiplen Perspektiven spielen, die den Betrachter zur aktiven Auseinandersetzung mit dem Medium herausfordern. Digitale Konstruktionen, Bezüge zur Zeichnung, Filmbild oder Malerei sowie die Verbindung neuer und alter Techniken sind künstlerische Strategien, mit denen sich die Fotokünstler gegen die Vorstellungen einer schnell erfassbaren (Medien-)Bilderwelt stellen. Das Bild hat keinen Belegcharakter mehr für das Reale, sondern formuliert seinen Glauben an das Kunstwerk als ästhetisches Objekt mit seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten.


Insgesamt neun Künstlerinnen und Künstler, darunter Andreas Gefeller, Beate Gütschow, Natalie Ital und Andrea Sunder-Plassmann zeigen durch individuelle Ansätze und Techniken in einer von digital Geknipstem beinahe vollständig durchfluteten Bilderlandschaft, dass es sich lohnt, stehenzubleiben, die Welt anzuhalten und sich die sichtbaren und unsichtbaren Linien des Bildes zu durchdringen.

Natalie Ital, aus der Serie Bio Box Burger, Fotogramm (2005)


Andrea Sunder-Plassmann, aus der Serie Selbst, Plattenkamerafotografie (1986)

Zwischen den Bildern ein weißer Raum, Ruhe, entfernte, leise und bedächtige Schritte, die Abwesenheit von Zeitanzeigen, maximale Wirkung der Kunst auf das betrachtende Auge. Keine der Fotografien wäre nur halb so gut an der heimischen Wohnzimmerwand. Manche Eindrücke kann ich nur in Gedanken konservieren.

Bilder: arttattler.com

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