Tanzen. Bei den ersten sanften, sektperlenden Berührungen einer Jugend mit dem Nachtleben verkehrte man vorwiegend in vereinzelten süddeutschen Kellerclubs, in denen für fünf Euro die im wesentlichen mit Gitarren ausgestattete Indie-Avantgarde den Sound für Teenierebellionen zum Besten gab. Die gute Zeit der Subkultur begann früh, mit dem Kommerz zu flirten bis eines Tages Dance with Somebody von Mando Diao die Ehe vor den Augen ihres skeptischen Publikums besiegelte. Daneben reihenweise hübsche Bübchen mit zerzausten Haaren, inthronisiert von der Musikindustrie und fitgemacht für den Trend der Masse. London als Zentrum der Macht und der stetigen Reproduktion des Britpopjungen fungiert unterdessen im selben Moment als Quelle einer neuen musikalischen Strömung, the so called wonky pop. Schräg, laut, bunt und trotzdem Pop, durchsetzt von karibischen Klängen, Rap und Elektrobeats distanziert er sich bewusst von einst Indie getauften plastic boys und nimmt damit die Clubs mehr und mehr in Beschlag.
Bezeichnend ist allem voran die Weigerung der Künstler_innen, ihre echten und exquisiten Persönlichkeiten einer Marketingstrategie unterzuordnen. Eine von ihnen, The Cocknbullkid, die ihre Musik mit sounds like crying and trying not to laugh at the same time beschreibt, erzählt den Leuten von Arte (//Tracks vom 28.01.) zwischen zwei Liedern, dass sie wohl irgendwann früher einem industriellen Ideal entsprochen hätte - schlanker und mit geglättetem Haar, das sie heute in seiner ursprünglichen Afrokrause trägt, das sei alles scheiße, sie wollte sein wie sie ist, nur für sich, hätte sie sich damals gedacht. Man glaubt ihr, wie sie auf der Bühne steht und einem Weltschmerz ein farbenreiches Kleid aus markanter Popmusik überstreift, es ist die Überzeugungskraft ihrer Authenzität. Hörproben findet ihr hier.+++
Bevor ich mich nun dem Sog des Wochenendes hingebe noch eine Textempfehlung bei der Mädchenmannschaft - Gebt den Mädchen ihre Sexualität zurück - ein Artikel, der auf den Text von Malte Welding zum Jugendmedienschutz-Staatsvertrag Bezug nimmt:
"Bis heute akzeptieren wir, dass der erste Geschlechtsverkehr für Mädchen häufig mehr „naja” als „geil” ist, impfen ihnen „mach nichts, was du nicht willst” ein statt „finde heraus, was dir gefällt”, geben uns damit zufrieden, wenn der Partner verständnisvoll ist."
[Bild: The Cocknbullkid via derbyandfirst.com]









